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Urlaub auf der Colorado Cattle Company
für echte Cowboys and Cowgirls
lonesome Cowgirl

 

Einige werden sich vielleicht erinnern an meine Geschichte „Cowgirl-Feeling“ oder “Einmal ein Cowgirl sein“ die ich vor zwei Jahren schrieb über meinen ersten Besuch auf der CCC Ranch in Colorado, USA. Nun, was soll ich sagen – ich bin mit dem Cowgirl-Virus infiziert und mittlerweile war ich nun schon sechs Mal dort. Ja, ihr habt richtig gelesen - sechs Mal in drei Jahren, das macht zweimal pro Jahr. Ich kann mich einfach nicht trennen von den grünen Hügeln, den großartigen Canyons, der unendlichen Weite und dem Anblick von hunderten Kühen mit ihren Kälbern. Erzählen möchte ich Euch heute von meinem letzten Besuch im Mai 2008.

Wie die anderen Male zuvor war ich verabredet mit meinen Jungs, die ich bei meinem ersten Besuch kennengelernt hatte. Zum Glück sind diese amerikanischen Stadtmenschen genauso verrückt auf das Leben im wilden Westen wie ich und so haben wir es immer geschafft unsere Urlaube so zu koordinieren, dass wir die Wochen auf der Ranch immer wieder gemeinsam verbringen können.

Nach einem sehr angenehmen Direktflug Frankfurt – Denver standen Henry und Jim schon mit dem Mietwagen bereit um mich abzuholen. Die Ranchwochen beginnen immer am Sonntagnachmittag, aber wir trafen uns schon am Freitag, damit wir noch Zeit hatten ein paar Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Also machten wir uns auf in Richtung Norden und fuhren an diesem Abend noch drei Stunden bis zu einem kleinen Ort in Wyoming um dort zu übernachten. Nach dem Frühstück fuhren wir sofort weiter. Da bekommt man einen Eindruck wir unendlich groß und weit diese Amerika doch ist – und das ist ja nur ein Staat durch den wir da gerade fahren. Ich kam mal wieder aus dem Staunen nicht mehr raus – diese unendliche Weite.

Unser erstes Ziel am diesem Tag war Devil’s Tower im Norden Wyomings. Hat man so was schon mal gesehen? Schon von Weitem sieht man einen gigantischen Felsen einfach so in Mitten von grünen Hügeln stehen. Auf mich wirkte es als wenn ein Riese einen über- dimensionalen Fingerhut vom Himmel hätte fallen lassen. Devil’s Tower ist auch immer noch eine Kultstätte der Indianer. Man kann ihn in 40 Minuten mit einem gemütlichen Spaziergang umrunden und wenn man sich von seinem Anblick einmal losreißen kann, findet man am Wegrand viele Zeichen geheimnisvoller Rituale der Indianer. Wir konnten uns nicht satt sehen an diesem Monument und seiner mystischen Umgebung.

Aber es gab ja noch so viel mehr zu sehen - also weiter geht’s. Wir fuhren an der Nordgrenze Wyomings entlang durch ein herrliches Gebiet mit Wäldern, Flüssen, typischen Ranchgebäuden - viel viel „scenere“ in den Black Hills. Wir machten Halt in der kleinen Spielerstadt Deadwood. Da ich mehr auf Natur stehe, riß mich das jetzt nicht so sehr vom Hocker. Aber ich musste zugeben, die Mischung aus alten Cowboy-Stadt-Gebäuden, ausgestattet mit viel Licht und allen erdenklichen Spielautomaten hat schon etwas – wirkte auf mich wie „Klein-Cowboy-Las Vegas.

 Am nächsten Morgen ging es weiter zur nächsten Attraktion: Den Präsidenten in Stein – Mount Rushmore. Bevor wir diese zu sehen bekamen, fuhren wir durch einen kleinen von Bergen eingesäumten Ort, Rapid City, der zum Verweilen einlädt und wir ärgerten uns, dass wir nicht dort übernachtet hatten. Noch ein paar Kurven bergauf und plötzlich hinter einer Linkskurve tauchten sie auf. Ich verrenkte mir den Hals, weil sie mir in der nächsten Kurve wieder verloren gingen, doch bevor ich mich beschweren konnte, waren sie wieder da, größer und schöner. Wir parkten und stiegen aus. Also das muss man ihnen schon lassen, den „Amis“, die haben wirklich viel Sinn für das Überdimensionale. Unglaublich - ich konnte es nicht fassen - ich war wirklich da - das ist ja wie im Fernsehen. Auch hier kann man einen schönen Spaziergang rund um den Berg machen. Das dauert ca. 1,5 Stunden und hat einiges Raffiniertes zu bieten. Zum Beispiel findet man am Wegrand riesige Felsen mit Gucklöchern, die jeweils nur den Blick auf einen der Präsidentenköpfe freigeben. Zu Füssen der Köpfe befindet sich ein Amphitheater in dem Konzerte, Theaterstücke und mehr stattfinden. Das muss toll sein bei Nacht!

Leider haben wir keine Zeit das auszuprobieren, denn es ist ja schon Sonntag und wir müssen noch quer durch Nebraska zurück nach Colorado um pünktlich zum Abendessen auf der Ranch zu sein. Auf unserem Weg lag dann noch „Crazy Horse“, die in Fels gesprengte Skulptur des reitenden Indianers mit dem ausgestreckten Arm. Dieses Monument ist noch lange nicht fertig und wird einmal ca. drei Mal so groß wie die Präsidentenköpfe. Unvorstellbar! Schön war auch die Fahrt durch den  Nationalpark mit wilden Buffalos hinter jeder Kurve am Wegrand. Eindrucksvoll Tiere, sie wirken auf mich sehr majestätisch und genau wissend wer sie sind und was sie tun. Ein weiteres staunendes, großes WOW von mir war zu hören.

Dann folgte die Fahrt nach Süden durch Nebraska. Unweigerlich fängt man an darüber nachzudenken, was wohl die ersten Siedler gedacht haben, als sie mit ihren Wagentrecks da durch gefahren sind. Ich denke, die sind alle depressiv geworden und haben aufgegeben. Vielleicht wirkte es ja nach so viel prachtvoller Landschaft doppelt schlimm auf mich, aber dieses lange trostlose Nichts ist wirklich schwer gewöhnungsbedürftig.

Pünktlich um 18.00 Uhr, zum Abendessen, kamen wir auf der Ranch an – ach was sag ich – „auf der Ranch an“ – WIR WAREN WIEDER ZU HAUSE ! Immer wenn wir vom Highway auf die Gravelroad abbiegen, um die letzten 3 Meilen zurückzulegen, steigt eine unglaubliche Freude in mir auf und ich kann es kaum erwarten die letzte Kurve zu nehmen und den ersten Blick auf die im Tal liegende Ranch zu erhaschen. Ist das aufregend! Hat sich etwas verändert? Wie viele Kühe und damit Arbeit wird es wohl geben? Sind die anderen Gäste wieder so nett wie letztes Mal? Ob ich wieder mein Lieblingspferd bekomme? Fragen über Fragen, die im Begrüßungsgetümmel untergehen – alles nicht so wichtig – Hauptsache wir sind wieder da!

Zu unserer großen Überraschung fanden wir Valerie und Mike vor, die wir im Mai kennen- und liebengelernt hatten. Die beiden kommen nun zum zweiten Mal und bringen Ihre eigenen Pferde mit, um diese an Kühe und Gelände zu gewöhnen. Valerie ist Weltmeisterin im Barrel Race und ich sollte in den nächsten Tagen bemerken wie cool und auch cowy sich ein Barrel Race Pferd benehmen kann. Ich hab es nicht einmal zappeln gesehen, ein wohltuender Unterschied zu dem was man so in Europa zu sehen bekommt. Mike ist mehr der Working Cowhorse Reiter und Head Roper – auch er geht auf Turniere. Die beiden hatten sich bei Penny, der Besitzerin der CCC, erkundigt wann wir wiederkommen um zum selben Termin auch dort zu sein, ohne uns vorher zu informieren. Was für eine Freude und Begrüßung. Nach dem Abendessen und Kofferauspacken wurde es noch ein langer, lustiger Abend.

 Der nächste Morgen begann wie immer mit der Zuteilung und der Einweisung in den Umgang mit den Pferden, sowie der Gepflogenheiten der Ranch. Jeder bekommt ein seinen Reitkenntnissen angemessenes Pferd und einen seinem Hinterteil angepassten Sattel. Üblicherweise bekommt man am ersten Tag, auch wenn man schon reiten kann, ein sehr ruhiges Pferd, um sich einzugewöhnen. Kommt man mit dem zugeteilten Pferd nicht zurecht, oder will man ein flotteres Pferd, kann man jederzeit nach Absprache mit Penny und den Cowboys ein Anderes probieren. Meist hat jeder am zweiten Tag sein Traumpferd für die Woche gefunden.

Die Arbeit im Herbst besteht zum größten Teil darin, die Herden auf den einzelnen Weiden zusammen zu treiben, um sie auf eine andere Weide umzusiedeln, oder um die Kälber von den Kühen zu trennen, weil diese abgesetzt und verkauft werden.

Also gab es in den nächsten Tagen viel zu tun. Die Herde auf Long Green musste auf die Canyon Weide getrieben werden, die Herde auf Haunted House wurde auf Vollzähligkeit überprüft, Kälber wurden verarztet und im Meadow Pasture wurden die Longhorns aussortiert. Auch mussten alle Tiere von Black Rock zusammengetrieben und zur Ranch gebracht werden. Dort in der Arena wurden die Kälber von den Mutterkühen getrennt und am Nachmittag auf riesige Trucks verladen. Hier konnten wir alle zeigen wie viel Cowsence wir uns schon aneignen konnten. Sozusagen Cutting und Working Cowhorse life!

Da CCC neben den beiden großen Pferdeweiden für die ca. 70 Pferde noch aus sechs weiteren riesigen Weiden besteht – und mit riesig meine ich RIESIG – denn um eine Weide zu Pferd zu umrunden ist man zwei bis drei Stunden unterwegs; eine Weide bis auf den letzten Winkel zu durchforschen dauert den ganzen Tag – und wir viel Arbeit hatten, wurde unsere Gruppe am letzten Tag geteilt. Die weniger erfahrenen Gäste wurden mit den Cowboys losgeschickt und unser erfahrenes Team durfte alleine losziehen. Wir bekamen einen genauen Auftrag und eine genaue Ein- und Anweisung wie dieser zu erfüllen ist.

Der Auftrag hieß: die Herde auf der Canyon Weide zusammenzutreiben und durch das Tor am Wassertank auf die Black Rock Weide umzusiedeln. Und die Anweisung war: Wirklich alle Tiere finden und dabei keine Pferde und/oder Kühe überfordern.

„Kein Problem“ dachten wir und ritten los. Am Eingang zur Weide besprachen wir noch mal das Vorgehen und teilten uns dann auf, um in verschiedene Richtungen weiter zu reiten. Ich dachte noch kurz: fünf Reiter auf einer mit Canyons übersäten riesigen Weide - war dann aber doch zuversichtlich die Aufgabe bewältigen zu können. Also los geht’s: Ausschwärmen zum Kühe suchen. Zuerst konnten wir uns noch in einigem Abstand sehen und zuwinken aber nach kurzer Zeit verloren wir uns aus den Augen.

Was für ein Gefühl – Stille – das Geräusch von Hufen auf Gras - nur ich und mein Pferd – endlose Weite – wir erklimmen den nächsten Hügel – noch mehr Weite – und - noch mehr Stille – ich war noch niemals so weit weg – unbeschreiblich – ich bin stolz, glücklich, ergriffen– das ist es! – nun bin ich ein lonesome Cowgirl – kann mich mal bitte jemand kneifen? – oh, nicht nötig, denn hinter dem nächsten Hügel tauchen plötzlich drei Kühe mit ihren Kälbern auf – Muuhhh - die Arbeit beginnt.

Nun, mit ein wenig Übung ist es nicht so schwer diese sechs unter Kontrolle zu halten und ihnen die Richtung vorzugeben in die sich begeben sollen. Anscheinend wissen sie sogar, wo der nächste Trupp zu finden ist, denn als sie entgegen meinen Anweisungen nach links abbiegen um einem Pfad zu folgen, finde ich im nächsten kleinen Tal noch mal drei Kühe und fünf Kälber. „Also Mädels reiht euch ein“ rufe ich und wir machen uns wieder auf den Weg. Es ist nicht ungewöhnlich mehr Kälber als Kühe zu finden, denn Kühe geben ihre Babys an Babysitter ab, wenn sie mal alleine auf Futtersuche gehen wollen. Als wir auf der Kuppe des nächsten Hügels ankommen sehe ich zwei Täler weiter links noch mal ein paar Kühe stehen. Was jetzt? Das liegt abseits von meiner geplanten Route und wenn ich versuche diese zu holen, gehen mir vielleicht die anderen währenddessen laufen. Bevor ich weiter darüber nachdenken kann, sehe ich Henry mit einer Ansammlung von ca. 12 Paaren einen Hügel weiter hinten erklimmen. Ich winke und mache Zeichen, dass zu seiner rechten Seite noch Tiere zu finden sind. Obwohl wir ziemlich weit von einander entfernt sind, weiß Henry mein heftiges Gefuchtel mit den Armen zu deuten und macht einen Abstecher um seinen Teil der Herde zu vergrößern. So treiben wir in großem Abstand voneinander unsere gesammelten Kühe Richtung Wasserstelle, wo wir uns mit den Anderen verabredet haben. Auf jedem Hügel können wir uns einmal kurz sehen und zuwinken, dann bin ich wieder ein Stück alleine unterwegs und kann nicht aufhören zu denken: Wie cool ist das!

Als ich durch den letzten Canyon reite um anschließend den letzten Hügel zu erklimmen und ich das Wasserloch sehen kann verweile ich kurz, dann sehe ich auch nach und nach die Anderen wieder. Jeder kommt aus einer anderen Richtung über einen anderen Hügel oder Canyon und hat eine kleine Herde von 15 bis 20 Paaren dabei. Außerdem stehen noch ca. 20 Paare bereits versammelt am Wasserloch.

Was für ein Anblick – aus dieser endlosen Weite kommen aus vier verschiedenen Richtungen fünf lonsome Cowgirls and Boys mit ihren Tieren. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Mir lief ein Schauder den Rücken runter. Was für ein Erlebnis! Als alle Tiere den letzten Hügel erklommen hatten, liefen sie freiwillig weiter Richtung Wasser. Und was taten wir? Wir galoppierten aufeinander zu, grinsend wie Honigkuchenpferdchen und johlend wie die Cowboys – Yiepieh – geschafft!!!

Nach einer kurzen Pause, mit Austausch von den wichtigsten Erlebnissen, trieben wir nun die gesamte Herde enger zusammen und am Zaun entlang in Richtung Tor. Dabei achteten wir darauf, dass sich die Tiere zu Paaren, d.h. Kuh und Kalb, zusammenschlossen, so dass wir sicher waren auch kein Kälbchen ohne Kuh zurück zu lassen und zählten sie. Dann galoppierte Mike schon mal vor, um das Tor zu öffnen und der Herde den Weg so zu versperren, dass sie den Durchgang auch finden. Gemächlich näherten wir uns dem Tor und als die erste Kuh den Eingang erspähte und loslief, folgten alle anderen problemlos. Noch mal ein fünffaches Yiepieh!!! Auftrag erledigt. Wir ritten müde und glücklich zurück zur Ranch um unsere Erfolgsmeldung zu überbringen.

Was für ein Tag! Abenteuer – Freiheit – Einsamkeit – Teamwork – und das alles auf dem Rücken eines Quarterhorse

Preisfrage: Was macht das mit einem?

Richtig!

Es zaubert das sogenannte „Colorado-Smile“ in Dein Gesicht.

 
Auf Wiedersehen auf der Colorado Cattle Company 2009!!!